Keine neuen Arbeitsplätze durch Trinity-Werk

Als größter Arbeitgeber für die Region spielt VW für viele in Wolfsburg eine wichtige Rolle. Angesichts globaler Krisen und rasanter Veränderung der Wirtschaft mag es daher nahe liegen, sich vom neuen Trinity-Werk Stabilität für die Region und neue Arbeitsplätze zu erhoffen. Leider ist dieser berechtigte Wunsch aber weit entfernt von den tatsächlichen Plänen des Konzerns.

Wie die Stadt Wolfsburg auf ihrer Internetpräsenz selbst mehrfach erklärt: „Grundsätzlich werden durch das Trinity-Werk keine zusätzlichen Arbeitsplätze geschaffen […]“ (https://www.wolfsburg.de/leben/bauenwohnen/trinity) Stattdessen findet lediglich eine Verlagerung bisheriger Arbeitsplätze statt, aus dem Stadtzentrum heraus auf die grüne Wiese. Und auch die sind wohl für kaum mehr als ein paar Jahre gesichert.

Die Umstellung auf E-Autos bedeutet per se einen Verlust von Arbeitsplätzen, insbesondere in der Produktion, da weniger komplexe Komponenten verbaut werden. Diesen Stellenabbau nimmt die Konzernleitung in Kauf, denn ihr Augenmerk liegt systembedingt allein auf zukünftigen Gewinnen. Die Verantwortung für die Sicherung der Lebensgrundlage ihrer Angestellter endet bei der Kündigung. Außerdem verspricht die Entwicklung einer möglichst voll-automatisierten Produktion höhere Margen, weil Roboter keinen Lohn einfordern.

Selbst für die Arbeitsplätze, die durch das Trinity-Werk vorerst erhalten bleiben, gibt es keine Sicherheit. Zum Einen fehlt es vollkommen an Perspektiven, woher die Unmengen an Seltenen Erden und anderen Ressourcen bezogen werden sollen, die für den Bau der E-Autos benötigt werden – von der Einhaltung grundlegender Menschenrechte ganz zu schweigen. Zum anderen stellt die reine Antriebswende an sich schon heute eine Sackgasse dar. Die Anzahl an Privat-PKW kann sinnvoller weise nicht weiter steigen, noch mehr Autos auf den Straßen sind weder gewollt noch physisch machbar. Seit Jahren sind Autobahnen und Innenstädte verstopft mit PKW, der öffentliche Raum unnutzbar gemacht durch Verkehrsschneisen und Parkwüsten. Feinstaubbelastung durch Reifenabrieb, Lärmbelästigung und Verkehrstote sind gesellschaftlich nicht weiter tragbare Nebenerscheinungen von Autos, egal welchen Antriebs.

Ein eigenes Auto braucht aktuell nur noch, wer auf dem Land wohnt, dort wo seit Jahrzehnten der ÖPNV zurückgebaut und kaputt gespart wurde. Hier wird nicht Auto gefahren, weil ich will, sondern weil ich muss. Die Zeichen zukünftiger Mobilität gehen dabei schon lange in eine andere Richtung – moderner ÖPNV, neue Mobilitäts-Dienstleistungen, Teilen und Leihen statt Besitzen, multimodale Mobilität, hoch leistungsfähige Verkehrsmittel wie Straßenbahnen und Seilbahn-Systeme. Ein enormes Potenzial Neues zu entwickeln und führend in Forschung und Entwicklung zu werden, insbesondere für die Kompetenzdichte, wie wir sie hier in Wolfsburg haben.

Die Perspektive ist deshalb klar: Volkswagen muss eine umfassende Transformation wagen – weg vom Auto hin zum Selbstverständnis als modernes Mobilitäts-Unternehmen. Der Bau des Trinity-Werks steht dem in allen Belangen entgegen, ist ein Schritt in die völlig falsche Richtung. Deswegen fordern wir: Kein Spatenstich in Warmenau! Umbau des Konzerns hin zu einem gemeinwohlorientierten, von den Arbeitenden geführten Unternehmen mit einer zukunftsfähigen Produktion. Für eine tatsächliche Sicherung der Lebensgrundlagen – hier in der Region und weltweit.

von Lotte Herzberg